Geschichte der Werbung in Niederösterreich: Vom Entwurf zum Inserat
Zum Schwerpunktthema 50 Jahre Kessler-Werbung haben wir hier einen kurzen Auszug Werbung in Niederösterreich: VOM ENTWURF ZUM INSERAT“ wie man vor 40 – 50 Jahren gearbeitet hat, um so ein Inserat in die Zeitung zu bringen.
Prof Erwin Kessler zu Werbung in Niederösterreich
„Was alles vor 40, 45 Jahren passieren musste, bis endlich ein Inserat geschaltet war, davon macht man sich heute gar keinen Begriff mehr. Da mussten zuerst vom Grafiker mehrere Entwürfe gemacht werden, händisch. Es hat keinen Computer gegeben, wo der Satz vorbereitet hätte werden können. Ich habe eine proportional schreibende IBM Schreibmaschine gehabt, die die Buchstaben im richtigen Verhältnis gedruckt hat, das war’s dann aber auch. Dann hat’s „Normografo“ und „Letraset“ gegeben, das waren Anreibebuchstaben. Da wurden die Buchstaben aufgelegt und dann angerieben, auf diese Weise entstanden grafisch attraktive Schriften. Schließlich erstellte man zumindest drei Entwürfe, aus denen der Kunde auswählen konnte. Im Anschluss ist eine Reinzeichnung angefertigt worden. Man ging ins Satzstudio, um sich die Texte setzen zu lassen. Diese wurden vom Grafiker zusammen montiert, dann war das sozusagen die Reinzeichnung. Anschließend erfolgte noch einmal ein Korrekturgang beim Kunden. Wenn dieser noch eine Änderung wollte, hat man das machen können. Wenn das als okay befunden wurde, ist alles in die Klischeeanstalt gegangen, in der Klischees gemacht wurden. Und für die Zeitung benötigte man dann die Matern, eine Art Kartonabdruck im Negativ. Die Zeitung hat die Matern ausgegossen und in die Zeitung hinein montiert. Das alles ergab unglaublich lange Postwege! Ein Inserat unter zehn Tagen war überhaupt nicht möglich, weil der Postweglauf einfach seine Zeit in Anspruch genommen hat, trotz unseres Büros in Wien. Die Matern sind schließlich an die Zeitungen verschickt worden, die dann alles gedruckt haben. Zum Schluss haben wir die Belege bekommen. Wir haben immer, was sehr wichtig war, eine ganze Seite samt Datum gefordert, um bei der Verrechnung Manipulationen zu umgehen. Man konnte es ja nicht nachvollziehen, ob das Inserat tatsächlich geschaltet wurde, da gab es bei Mitbewerbern durchaus immer wieder Eklats.“
„In der Hauptsaison von Jänner bis Mai / Juni bekamen wir dann jeden Tag einen Postsack mit Zeitungen, das war gigantisch.“
Überraschenderweise wurde zu dieser Zeit noch sehr wenig mit Bildern gearbeitet. Ein Vierfarbendruck galt als extrem aufwändig und war schwierig herzustellen, da man vier Filme anfertigen hätte müssen, kostspielige Farbauszüge etc.
Dieser Umstand führte dazu, dass die allermeisten Inserate in den Tages- und Wochenzeitungen in Schwarz-Weiß waren.
Erwin Kessler zu Werbung in Niederösterreich
„In der ‚Frau Aktuell‘, einem Magazin, platzierten wir regelmäßig Anzeigen, auch da war die Norm Schwarz-Weiß. Diese Art von Zeitschriften waren an sich sehr fortschrittlich, weil es dort Farbfotos gab, wenn auch selten bei Inseraten. Die haben einen ganzen Saal mit sechs, sieben Retoucheuren gehabt, damit die Farbbilder auch in Druck gehen konnten, denn auch die besten Farbfotos der besten Fotografen mussten regelmäßig bearbeitet werden.“
Werbung in Niederösterreich – ein Text von Rene Harather und Wolfgang Kessler